Katholischer Flüchtlingsgipfel 2024 in Köln

Rückkehr menschenwürdig gestalten

Es ist eine Kernaufgabe der christlichen und katholischen Flüchtlingsarbeit: Menschen, die keine Bleibeperspektive in Deutschland haben oder diese nicht für sich hier in der Bundesrepublik sehen, eine würdige Rückkehr zu ermöglichen.

Der Katholische Flüchtlingsgipfel am 30. April im Maternushaus in Köln stand deshalb unter dem Titel „Flüchtlingsschutz in der EU – aktuelle Herausforderungen und kirchliche Handlungsansätze“. Das Raphaelswerk hat dazu den Workshop „Rückkehr menschenwürdig gestalten – Rückkehrberatung und -unterstützung“ angeboten.

Erzbischof Dr. Stefan Heße hob dabei noch einmal die Bedeutung einer solchen Beratung und damit das Engagement der katholischen Kirche für Geflüchtete hervor. Das bedeutet nicht nur Hilfe bei der Integration im neuen Land, sondern auch Begleitung und Unterstützung bei einer möglichen Rückkehr in die alte Heimat. Menschen in schwierigen Lebenslagen zur Seite zu stehen – dafür setzt sich die Kirche ein.

Die Diskussionsteilnehmer sitzen einem Publikum in einem geräumigen, gut beleuchteten Raum mit Stuhlreihen gegenüber; die Teilnehmer hören der Diskussion aufmerksam zu.
Foto: © Deutsche Bischofskonferenz / Maximilian von Lachner
Zwei Frauen sitzen mit Namensschildern und Wasserflaschen an einem Tisch und sprechen während einer Präsentation oder Diskussion in einem Konferenzraum zu einem Publikum.
Foto: © Deutsche Bischofskonferenz / Maximilian von Lachner

Thema beim Flüchtlingsgipfel in Köln war auch die Arbeit des Raphaelswerk e. V. innerhalb des ERSO-Netzwerks (European Reintegration Support Organisations). Seit der Gründung 2006 kümmert sich ERSO um eine sichere, menschenwürdige und nachhaltige freiwillige Rückkehr und Reintegration.

Zu einer Rückkehr können verschiedene Faktoren führen: Zum Beispiel abgelehnte Asylanträge, familiäre Bindungen oder persönliche Motive. Der Weg zurück hat zahlreiche Herausforderungen. Es geht um Unterstützung, aber auch um mögliche neue Chancen.

Unabhängige Rückkehrberatung sowie Reintegrationsförderung für Migranten und Geflüchtete bedeuten immer auch eine Wiedereingliederungsberatung und -begleitung. Und das ganz individuell zugeschnitten, vor allem vulnerable Gruppen sollten besonders berücksichtigt werden. Die Zusammenarbeit zwischen kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Organisationen ermöglicht so eine umfassende Hilfe für Betroffene.

Vor-Ort-Besuch in Hamburg und Schleswig-Holstein

Wie humanitär laufen Abschiebungen?

Früher stand im schleswig-holsteinischen Glückstadt eine Militärkaserne, inzwischen haben Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern das Gelände zu einer Abschiebehaftanstalt für bis zu 60 Menschen umgebaut. Die Anstalt geriet in die Schlagzeilen, vor allem wegen Personalmangels und fehlender sozialer Beratung.

Anlass für einen Besuch am 29. November 2024: Erzbischof Dr. Stefan Heße, Sonderbeauftragter für Flüchtlingsfragen der Deutschen Bischofskonferenz, und Bischof Dr. Christian Stäblein, Beauftragter für Flüchtlingsfragen der Evangelischen Kirche in Deutschland sahen sich die Einrichtung in Glückstadt an – und auch die Abschiebebeobachtung der Diakonie am Flughafen Hamburg.

Das Raphaelswerk informierte bei diesem Besuch beide Bischöfe darüber, welche anderen Möglichkeiten geflüchtete Menschen haben, wenn ihnen Aufenthaltsrecht oder Bleibestatus entzogen werden: etwa freiwillig zurückzukehren oder in einen Drittstaat weiterzuwandern. Generalsekretärin Birgit Klaissle-Walk unterstrich die Wichtigkeit, Betroffene frühzeitig, kultursensibel und niederschwellig über diese Optionen zu informieren. Dies sei entscheidend, da Abschiebungen die schlechtere Alternative darstellten.

Eine Gruppe von elf Erwachsenen steht im Freien vor einem Backsteingebäude mit einem dekorativen schwarzen Tor und posiert bei Tageslicht für ein Gruppenfoto während einer Veranstaltung zur Unterstützung der Hilfe für Flüchtlinge.
Foto: © Erzbistum Hamburg / Melanie Giering
Eine Frau in einer blauen Weste der Diakonie Hamburg steht im Innenbereich und blickt auf ein Flughafenrollfeld, im Hintergrund sind Flugzeuge zu sehen.
Foto: © Annette Schrader / Diakonie Hamburg

„Die Rufe nach verschärften Abschiebungsmaßnahmen sind laut, doch wichtig ist, die menschliche Perspektive nicht aus den Augen zu verlieren“, sagte Erzbischof Heße. Bischof Stäblein fügte hinzu, dass viele Inhaftierte, darunter auch EU-Bürger, keine Straftaten begangen hätten und in eine äußerst schwierige Lage geraten könnten.

Am Hamburger Flughafen informierten sich die Bischöfe über die Abläufe bei Abschiebungen. Sie betonten die Bedeutung einer unabhängigen Beobachtung, um humanitäre Standards zu gewährleisten. Um dieses Abschiebemonitoring kümmert sich im Auftrag des Hamburger Senats das Diakonische Werk. Heße und Stäblein hoben hervor, dass das Ziel des Staates, Ausreisepflichten durchzusetzen, nicht die Menschenwürde und -rechte der Betroffenen in den Hintergrund drängen darf. Sie forderten ein ausgewogenes Vorgehen, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt.

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