DiReturn: digital streetworking in der Rückkehrberatung

DIReturn öffnet den Zugang zur digitalen Erstberatung im Rückkehrprozess und versorgt Ratsuchende frühzeitig mit verlässlichen Informationen. Durch kultursensible Erstansprache in sozialen Medien, fundiertes Wissensmanagement und eine enge Zusammenarbeit mit regionalen Beratungsstellen stärkt das Projekt Transparenz, Orientierung und Vertrauen in der Rückkehrberatung.
Eine Gruppe von Personen sitzt in einem Konferenzraum an Tischen und hört einem Vortragenden zu. Auf einem großen Bildschirm werden "Di RETURN Digitaler Pfahlbau" und Veranstaltungsdetails angezeigt.

Digitale Wege – Niedrigschwelliger Zugang für Ratsuchende

Die Rückkehrberatung in Deutschland ist ein komplexes System mit zahlreichen Akteuren, unterschiedlichen Zuständigkeiten und sensiblen Themenfeldern. Menschen, die eine Rückkehr in ihr Herkunftsland erwägen, stehen häufig vor einer Vielzahl rechtlicher, sozialer und emotionaler Fragen. Zugleich verändern sich die Wege, auf denen Ratsuchende Informationen suchen. Immer häufiger geschieht dies digital, über Suchmaschinen, soziale Netzwerke oder Messenger-Dienste.

Diese Entwicklung bietet Chancen, bringt aber auch neue Herausforderungen mit sich. Viele Ratsuchende informieren sich zunächst im Internet, bevor sie den Weg in eine Beratungsstelle finden. Durch diese Form der Informationssuche kann es jedoch zu Unklarheiten, zur Vermittlung falscher Zuständigkeiten und zur unbeabsichtigten Weitergabe von Falschinformationen kommen, da individuelle Fälle stark voneinander abweichen. Genau hier setzt das Projekt DIReturn an.

Herausforderungen in der Praxis

Die Rückkehrberatung in Deutschland ist föderal und vielschichtig organisiert. Unterschiedliche Strukturen, regionale Zuständigkeiten und komplexe Förderprogramme erschweren den Überblick und führen dazu, dass Ratsuchende nicht immer wissen, an wen sie sich wenden können. Hinzu kommen sprachliche, kulturelle und rechtliche Hürden, die den Zugang zu professioneller Beratung zusätzlich behindern. Viele Menschen befassen sich erst mit dem Thema Rückkehr, wenn es unumgänglich geworden ist, dabei wäre es bereits in einer früheren Phase wichtig, verlässliche Informationen zu finden und Fristen zu kennen.

Auch die Beratungsstellen selbst stehen vor Herausforderungen. Sie sind regional sehr unterschiedlich aufgestellt und haben nicht alle denselben Zugang zu Unterstützungsangeboten oder Förderinstrumenten. Viele kommunizieren lange Wartezeiten, sind stark ausgelastet oder haben spezifische Anforderungen an die Kontaktaufnahme. Die meisten verfügen zudem nicht über eigene Social-Media-Präsenzen.

Es existieren bereits umfangreiche Informationsangebote, wie etwa die Plattform „Returning from Germany“ , die von IOM (International Organization for Migration) und BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) bereitgestellt wird und eine zentrale Informationsquelle im Themenfeld Rückkehr darstellt. Auf Grund der Vielzahl an Programmen und individuellen Fallkonstellationen kann die Informationslage für Ratsuchende jedoch komplex wirken und es können unbeabsichtigt Missverständnisse entstehen. Beratungsstellen berichten diesbezüglich von einem zusätzlichen Erklärungsbedarf im Erstkontakt. Hier setzt DiReturn an: Ratsuchende sollen bereits im Vorfeld besser orientiert und über grundlegende Abläufe informiert sein, sodass Beratungsstellen entlastet und Erstgespräche effizienter gestaltet werden können.

DiReturn: Digital Streetworking als Brücke zwischen Online-Welt und Beratungssystem

DiReturn schafft eine digitale, niedrigschwellige Anlaufstelle zur Erstorientierung für Rückkehrinteressierte in Deutschland. Mehrsprachige Berater:innen treten über soziale Medien kultursensibel in direkten Dialog mit Ratsuchenden, beantworten grundlegende Fragen, korrigieren Falschinformationen und verweisen gezielt an qualifizierte Beratungsstellen.

Im Rahmen dieser Erstorientierung werden unter anderem Hinweise zu Rückkehrprogrammen wie REAG/GARP, zu Reintegrationsmaßnahmen in den Herkunftsländern oder zu rückkehrvorbereitenden Angeboten gegeben. Dabei greift DiReturn auf eine eigene Wissensdatenbank, globale Netzwerke sowie bestehende Informationsplattformen wie „Returning from Germany“ zurück und ergänzt diese um eine individuelle, interaktive Kommunikation in vertrauten digitalen Räumen. Die vermittelten Inhalte dienen als erste Orientierung und Grundlage, die in der eigentlichen Rückkehrberatung in den zuständigen Beratungsstellen fachlich vertieft und auf den Einzelfall bezogen weitergeführt wird. Das Projekt versteht sich ausdrücklich nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung der bestehenden Beratungsstrukturen. Ein zentrales Element bildet das Wissensmanagement, das die Qualität und Kohärenz der bereitgestellten Informationen sicherstellt. So entsteht eine verlässliche Informationsbasis, die sowohl Ratsuchenden als auch Beratungsstellen zugutekommt.

Beratungsstellen äußern die Hoffnung, dass durch das Projekt künftig fachlich gut vorinformierte Personen zu ihnen kommen, die bereits ein grundlegendes Verständnis des Rückkehrprozesses mitbringen und direkt bei der für sie zuständigen Beratungsstelle ankommen. Dadurch könnten wertvolle Beratungszeit und Ressourcen eingespart werden, da Basiserklärungen zu Verfahren, Fristen und Programmen entfallen oder verkürzt und Umwege von Ratsuchenden reduziert werden.

Gemeinsame Verantwortung – Kooperation und Kompetenz im Netzwerk

DIReturn wird von einem starken Konsortium umgesetzt, das fachliche, technische und kommunikative Kompetenzen vereint:

  • Die Micado Migration gGmbH verantwortet IT, Plattformentwicklung und Datenschutz
  • Der Caritasverband für die Diözese Augsburg e. V. koordiniert das Team der Digital Streetworker
  • Der Raphaelswerk e. V. übernimmt Öffentlichkeitsarbeit, Wissensmanagement und die übergreifende Vernetzung

Durch eine enge Abstimmung zwischen Öffentlichkeitsarbeit, Wissensmanagement und Beratungspraxis wird sichergestellt, dass Informationen zielgruppengerecht, aktuell und verlässlich bereitgestellt werden.

DIReturn zeigt, wie soziale Arbeit im digitalen Raum wirksam gestaltet werden kann. Mit der Kombination aus digitaler Erstorientierung, fachlicher Einbettung und starker Netzwerkstruktur leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag zur Transparenz, Qualität und Vertrauensbildung in der Rückkehrberatung. Langfristig soll das Modell dazu beitragen, digitale Erstberatung nachhaltig im Rückkehrsystem zu verankern und Ratsuchenden wie Fachkräften gleichermaßen den Zugang zu relevanten Informationen zu erleichtern.

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