Von Katharina Winterlich, Bistum Regensburg (Text und Foto)
Hilfe beim Auswandern
Infos und Beratung für Menschen, die in Deutschland keine bleibende Perspektive haben, das bietet das Raphaelswerk. Bischof Rudolf Voderholzer informierte sich im Gespräch mit Birgit Klaissle-Walk und Walter Zahner, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge, umfassend über die Hintergründe und Aufgabe sowie aktuelle Herausforderungen des Verbands. Ursprünglich als Hilfswerk für katholische Auswanderer gegründet, berät es heutzutage Menschen jeglicher Konfession, Religion oder Nationalität. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Migration aus Deutschland und der Rückkehr. Im Bereich der Geflüchteten konzentriert sich die Tätigkeit vor allem auf die Beratung für die Berater und Beraterinnen selbst. Die sechs Beratungsstellen des Raphaelswerks verteilen sich über ganz Deutschland. Seit 2024 gibt es die erste Stelle in Bayern, die in Mühldorf am Inn angesiedelt ist.
Qualifizierte Beratung bedarf staatlicher Genehmigung
Mit seinem Fokus auf Migrationsfragen hat das Raphaelswerk ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland. Selbst das Auswärtige Amt verweist Auswanderungswillige ans Raphaelswerk. Dabei laufen die sechs Beratungsstellen am Limit: Es gibt wesentlich mehr Anfragen als Beratungen möglich sind. Die meisten Auswanderungsanfragen kommen dabei aus Bayern und Baden-Württemberg. Beliebte Zielländer waren im letzten Jahr Spanien, die USA, Kanada, Österreich, Großbritannien und die Schweiz.
Für die Beratung in Migrationsfragen ist eine staatliche Genehmigung erforderlich, denn nach dem Auswandererschutzgesetz darf nicht jeder einfach beraten. Die Einrichtung einer neuen Stelle wie in Mühldorf dauert rund ein Jahr, die Mitarbeiter müssen ausgebildet werden, indem sie in anderen Stellen Erfahrung sammeln.
Wer wendet sich ans Raphaelswerk?
Mit welchen Anliegen wenden sich Menschen ans Raphaelswerk? „Meistens sind es Menschen, die länger im Ausland waren und sich zum Beispiel dort verlieben“, schildert Generalsekretärin Birgit Klaissle-Walk ein typisches Szenario. Rentner, die in ihren Mittvierzigern ausgewandert sind, bei denen der Partner verstirbt und die dann zurück nach Deutschland möchten. „Die etwa wieder in die gesetzliche Krankenversicherung wollen und fragen, wie das geht“, so Klaissle-Walk. Oft kommt auch die Frage nach deutschen Gemeinden im Ausland auf, die von Auswanderungswilligen gezielt gesucht werden. Viele Menschen, berichtet die Generalsekretärin, wanderten nicht dauerhaft aus, sondern bleiben lange in einem Land und wandern dann weiter, wodurch sich komplexe Fragestellungen ergeben.
Menschen bei Infos aus dem Internet unsicher
Tatsächlich ist es so, dass nicht das Internet wie in vielen anderen Bereichen die primäre Quelle für Ratsuchende ist. Es herrsche viel Amtsdeutsch, so die Erklärung der Generalsekretärin. Viele Menschen könnten nicht einschätzen, ob Infos valide sind. Das Raphaelswerk hilft auch da weiter und beantwortet zum Beispiel Anfragen, ob KI-generierte Antworten richtig sind. Die Nachfrage nach Beratung, so stellte es auch Bischof Rudolf Voderholzer im Gespräch fest, ist enorm. Allein im letzten Jahr gab es rund 230.000 Auswanderungen aus Deutschland. Das Raphaelswerk bietet über die Arbeit in den Beratungsstellen hinaus auch umfangreiches Infomaterial auf der Webseite an.